Anwendung und Ziele

Diese Übung passt gut in den ersten Teil oder in die Mitte von Gruppenprozessen. Sie ermöglicht es den Teilnehmer:innen zu beobachten, wie die Bewegungen und Handlungen der anderen die eigenen Bewegungen oder Handlungen beeinflussen.

So geht’s

Die Übung besteht aus einer kollektiven Improvisation, bei der die Teilnehmer:innen drei Möglichkeiten der Bewegung haben: Stehen, Gehen und Rennen. 

Die Teilnehmer:innen werden eingeladen, sich im Raum zu bewegen, indem sie ihren Impulsen folgen und Entscheidungen über Stehen, Gehen oder Rennen treffen. Die Richtungen und Geschwindigkeiten ihrer Bewegungen sind Teil dieser Entscheidungen.

Sei dir bewusst, woher die Entscheidungen kommen. Achte auf Widerstand und Anziehung, Ablehnung und Bewegungsfluss. Verliere nicht das Timing, indem du zu viel darüber nachdenkst. Versuche, in deinen Entscheidungen beweglich zu sein.

Da wir von den Bewegungen der anderen beeinflusst werden und unsere Bewegungen den Raum erschaffen, in dem wir uns bewegen, werden sich nach und nach Synchronizitäten, Bewegungsmuster und Formationen ergeben. 

Werde selbst Teil dieser kollektiven Muster. 

Erfreue dich daran, davon bewegt zu werden. 

Entscheide dich bewusst für Handlungen, die die Gruppenformationen und Bewegungsmuster durchbrechen. 

Sei dir der Verschiebungen in deinem Körper bewusst, wenn du in diese kollektiven Formationen eintrittst und aus ihnen heraus gehst.

Variationen und Erweiterungen

Für die erste und dritte Variation benötigst du eventuell eine Person, die die Übung anleitet.

Das „Wie“ und die Gestik einbeziehen: 

Sobald sich Formationen und Bewegungsmuster herausbilden, kannst du die Teilnehmer:innen auffordern, sich davon beeinflussen zu lassen, wie andere gehen, stehen oder rennen. Fordere sie auf, diese Bewegungsmöglichkeiten in ihr Bewegungsrepertoire einzubeziehen und dabei die begleitenden Gesten, die zufälligen Bewegungen sowie die plötzlichen Stopps und Verschiebungen zu berücksichtigen.

Die Aktivität im Freien machen: 

Wenn du dich dafür entscheidest, mit der Gruppe nach draußen zu gehen, um diese Übung durchzuführen, kannst du die Teilnehmer:innen einladen, Passant:innen als Teil der kollektiven Bewegung mit einzubeziehen. Achte darauf, wie diese unfreiwilligen und temporären Teilnehmer:innen die Gruppe und ihre Bewegung beeinflussen, und reagiere darauf. 

Als Kollektiv wieder reingehen: 

Wenn du die Übung draußen durchführen oder dafür den Raum wechseln möchtest, kannst du die Teilnehmenden bitten, gemeinsam, ohne das „Spiel“ zu unterbrechen (d. h. nonverbal), zu entscheiden, wann sie in den Raum zurückkehren, in dem sie vorher waren. Diese Entscheidung sollte keine:n Anführer:in haben und das Spiel „Stehen, Gehen, Rennen“ wird so lange gespielt, bis alle wieder im Raum sind.

Mögliche Kombinationen

Abstände und Linien

„Ja / Nein“ Positionierungen

Kinesphären

Quellen

Die grundlegende Spielstruktur mit den Bewegungsmöglichkeiten „Stehen, Gehen oder Rennen“ wird häufig in zeitgenössischen Tanz- und Performance-Workshops verwendet und wurde mir zum ersten Mal von Phoebe Dahmen-Wassenberg während einer Zusammenarbeit gezeigt. Die Variationen und die spezifischen Formulierungen in der Anleitung resultieren aus ihrer Anwendung in meinen Workshops.