Anwendung und Ziele

Es ist empfehlenswert, diese Übung in der ersten Hälfte von Gruppenprozessen anzuwenden, um die Teilnehmer:innen für elementare körperliche Beziehungsdynamiken zu sensibilisieren.

So geht’s

Bitte die Teilnehmer:innen, einen Platz im Raum zu suchen, an dem sie sich wohlfühlen und genügend Platz um sich herum haben. Die Übung wird im Stehen begonnen. 

Lade die Teilnehmer:innen ein, mit den folgenden drei verschiedenen Zuständen und Haltungen zu experimentieren. Bitte sie, die folgende Haltung zuerst auszuprobieren:

Wir werden sie „Einlassen“ nennen. Diese Haltung gegenüber der Umwelt ist eine, bei der man die Dinge auf sich wirken lässt. Was auch immer da ist. Lass die Geräusche, das Licht, die Farben und die Texturen auf dich wirken. Lass die Dinge deine Augen, Ohren, Mund und Haut passieren. Werde durchlässig für deine Umgebung. 

Gib den Teilnehmer:innen Zeit, den dabei entstehenden Gefühlszustand zu spüren. Lade sie dann ein, die zweite Haltung auszuprobieren:

Diese nennen wir „Annähern“. Mit dieser Haltung folgen wir einem Verlangen, unserer Neugier oder einem Interesse an etwas in unserer Umgebung. Lass dich von dem, was dein Interesse geweckt hat, in dessen Richtung ziehen. Geh darauf zu und fasse es an. Achte darauf, wie sich dein Körper verändert. Auch wenn du körperlich nicht danach greifen oder es erreichen kannst, spürst du vermutlich diese Hinwendung, ein Ziehen, eine Anziehung. Folge ihr.

Leite nachdem du ausreichend Zeit gegeben hast in die dritte und letzte Haltung ein:

Diese nennen wir „Abgrenzen“. Mit dieser Haltung definieren wir unsere Grenzen. Wir schaffen eine Grenze zwischen „mir“ und der Umwelt. Wir stellen uns eine klare Kontur vor und spüren, wie sie die Dinge draußen halten kann. 

Lass die Teilnehmer:innen sich auf diese Haltung einstimmen und diesen Zustand wahrnehmen. 

Bitte sie dann, durch den Raum zu gehen und sich dabei für eine dieser Haltungen zu entscheiden. 

Lass sie dann die Haltungen wechseln und damit experimentieren. Bitte sie, klare Entscheidungen zu treffen, wenn sie die Wechsel vornehmen. Weise sie darauf hin, dass sich die Haltungen von selbst ändern können. Bitte sie, die Veränderungen sowohl bewusst wahrzunehmen als auch anzuerkennen und die neue Einstellung zu akzeptieren. Es ist auch möglich, dass in manchen Momenten ein Zwischenzustand entsteht oder zwei Haltungen gleichzeitig auftreten. Bitte die Teilnehmer:innen, sollte dies der Fall sein, damit offen umzugehen und wahrzunehmen, wie es sich anfühlt. Bitte sie zu versuchen, es nicht zu kontrollieren. Fordere sie auf, falls sie durcheinander sind, es mit der Haltung “Abgrenzen” zu probieren.

Variationen und Erweiterungen

Es kann spannend sein, diese Übung im Freien durchzuführen, um zum Beispiel Dynamiken und Interaktionen im öffentlichen Raum zu erkunden. Du solltest jedoch vermeiden, dies zum ersten Mal mit der Gruppe in einer viel frequentierten und unruhigen Umgebung durchzuführen. 

Mögliche Kombinationen

Kinesphären

Folge dem Affekt

Quellen

Ich lernte die Arbeit mit diesen drei Haltungen durch eine von der Körpertherapeutin Christa Cocciole angeleitete Übung kennen, während eines Herbst-Retreats im Berliner Umland. Die hier zur Verfügung gestellte Übungsanleitung habe ich nach meinem eigenen Verständnis dieser drei Grundhaltungen und Zustände formuliert.