Anwendung und Ziele

Diese Übung ist am sinnvollsten in der Mitte eines Gruppenprozesses, wenn sich bereits Ideen, Fragen und zu bearbeitende Themen durch den Austausch der Teilnehmer:innen herauskristallisiert haben. 

So geht’s

Diese Übung sollte in Anknüpfung an ein im Gruppenprozess bereits aufgekommenes Thema oder eine Erfahrung, mit der sich bereits auseinandergesetzt wurde, angewendet werden. Sie kann sich beispielsweise auf eine zurückliegende Übung oder ein Gespräch beziehen oder auf ein soziales Thema, das die ganze Gruppe beschäftigt. 

Die Teilnehmer:innen werden gebeten, ein Schlüsselwort aufzuschreiben, das einen relevanten Aspekt des Themas vermittelt. Eine andere Option wäre, die Teilnehmer:innen zu bitten, die Bestandteile zu benennen, die das zu untersuchende System ausmachen. Jedes Stichwort wird auf einen gefalteten Zettel geschrieben. Alle Zettel werden in einer Schale oder kleinen Box gesammelt. 

Dann ziehen die Teilnehmer:innen nacheinander einen Zettel aus der Schüssel und würfeln. Die gewürfelte Zahl gibt an, wie viele Minuten die Person zu dem gezogenen Stichwort reden kann. Wenn die Zeit abgelaufen ist und jemand antworten möchte, muss er/ sie auch noch einmal würfeln, um die Zeit für die Antwort festzulegen. Gibt es niemanden mehr, der Bezug auf das gezogene Stichwort nehmen möchte, dann kann eine weitere Person ein neues Stichwort aus der Schale ziehen und den oben beschriebenen Ablauf wiederholen.

Variationen & Erweiterungen

Anstelle von Schlüsselwörtern mit einem inhaltlichen Fokus können die Teilnehmer:innen auch Schlüsselwörter, welche Eigenschaften der Annäherung an das Thema beschreiben, aufschreiben. Gemeint sind Schlüsselwörter, die eine bestimmte Haltung zum Gespräch aufzeigen, wie zum Beispiel “transformieren”, “bewahren”, “(um)definieren”, “erweitern”, “differenzieren”, “hinterfragen” etc. 

Wenn jemand also ein Schlüsselwort oder eine Eigenschaft zieht, sollte er/ sie das Gespräch mit der Eigenschaft der Herangehensweise des gezogenen Schlüsselworts im Hinterkopf weiterführen. Auf diese Weise wird die geistige Flexibilität der Teilnehmer:innen gestärkt und sie gelangen möglicherweise zu neuen Perspektiven auf das Thema, die sie sonst nicht eingenommen hätten. 

Eine weitere Variante ist, dass jede:r Teilnehmer:in ein Stichwort, welches die Herangehensweisen an das Thema beschreibt, nimmt, es für den gesamten Prozess behält und damit die Person ist, die für diese Art der Herangehensweise während des Gesprächs zuständig ist. In diesem Fall würden die Redebeiträge nur durch das Würfeln und der damit festgelegten Zeit, begrenzt werden.

Mögliche Kombinationen

Listening shapes speech

Kollektives Denken

Quellen

Ich habe diese Methode 2016 bei einer Präsentation des künstlerischen Forschungsprojekts „Choreo-graphic Figures: Deviations from the Line“ in Wien kennengelernt. In der gleichnamigen Publikation des Projekts wird diese Methode auf die Choreografin Lilia Mestre und ihr Forschungsprojekt “ScoreScapes” zurückgeführt.

Die hier vorgestellten Variationen habe ich selbst entwickelt.